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Dresdner Grundwassertage 2019

Innovative Verfahren und Maßnahmen der Grundwasserbewirtschaftung und -sanierung

TAGUNGSBERICHT

Das Grundwasser-Zentrum Dresden lud zu der zweitägigen Fachtagung in die Dresdner Dreikönigskirche ein, die in diesem Jahr unter dem Thema

„Innovative Verfahren und Maßnahmen der Grundwasserbewirtschaftung und –sanierung“

standen. Unter der Schirmherrschaft des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL) wurde die Tagung vom Dresdner Grundwasserforschungszentrum e. V. in Kooperation mit dem BWK Landesverband Sachsen und dem Institut für Grundwasserwirtschaft der TU Dresden veranstaltet.  

Die fachthemenbezogenen Blöcke widmeten sich den neuen Herausforderungen in der Bewirtschaftung und Sanierung von Grundwasser, Oberflächengewässern und bergbaulich geprägten Landschaften und lenkten die Aufmerksamkeit der Fachwelt unter anderem auch auf eine fundierte Abstimmung der beteiligten Fachbereiche. Aus diesem Grund stellte sich das Programm der Dresdner Grundwassertage 2019 bewusst interdisziplinär, aber auch räumlich differenziert auf: So entführten uns die Referenten sowohl ins ferne Vietnam, aber auch in kleinere Untersuchungsgebiete des Erzgebirges und großflächige Projekte im Lausitzer Revier wurden ebenso besprochen wie die Sanierung des Südraums Leipzig und des Ruhrgebiets. Beispielhaft sei der Umgang mit eisenhydroxidhaltigen Sedimenten bzw. Schlämmen (EHS) genannt, die als Folge der Sedimentbildung in Oberflächengewässern ubiquitär vorkommen und in Wasseraufbereitungsanlagen in den bergbaulich geprägten Gebieten der Lausitz und Mitteldeutschlands anfallen. Ebenso wurden die Reaktion auf die europäische Gesetzgebung in Bezug auf das Erreichen gesetzter Bewirtschaftungsziele der Wasserrahmenrichtlinie und das im Jahr 2018 ins allgemeine Bewusstsein getretene Problem des wasserwirtschaftlichen Managements von längeren Trockenheitsperioden wiederholt angesprochen. Darüber hinaus sorgte die Veranstaltung mit ihren begleitenden, sehr aktiv genutzten Ausstellungen – der Posterausstellung und der Firmenausstellung mit sowohl technologischen, aber auch ausführenden Unternehmen - für einen lebhaften fachlichen und persönlichen Austausch der Tagungsteilnehmer.

Die Verleihung des Dresdner Grundwasserforschungspreises, der alle zwei Jahre von der Stiftung zur Förderung der „Wissenschaftlichen Schule Zunker-Busch-Luckner“ vergeben wird, stand am Beginn der Tagung. Mit der Laudatio von Prof. Dr. Traugott Scheytt (TU Bergakademie Freiberg) und dem Vortrag der diesjährigen Preisträgerin, Frau Dr. Tamara Kolbe, zu ihrer Dissertationsschrift „Temporal and spatial structures of denitrification in crystalline aquifers“ konnten das hohe fachliche Niveau und die aktuelle Bedeutung der ausgezeichneten Arbeit untermauert werden. Auch die anderen anwesenden Preisanwärter wurden für den herausragenden wissenschaftlichen Beitrag Ihrer Promotionsarbeiten geehrt.

Der erste Block der Fachvorträge setzte in bewährter Form und unter der fachkundigen Moderation von Herrn Dallhammer (SMUL) den rechtlichen Rahmen für die weiteren Themen des Tages und des Folgetages. Als erster ergriff Herr Munk (MUEFF, Rheinland-Pfalz) das Wort zur gegenwärtig laufenden Überprüfung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL). Mit der Betrachtung der Fortschritte und weiteren Handlungsoptionen im Freistaat Sachsen vertiefte und konkretisierte Frau Kuhn (LfULG, Sachsen) das Thema. Herr Dr. Eckardt (SMUL) resümierte die Folgen des Trockenjahres 2018 und leitete treffend Erfordernisse im Bezug auf die Sicherung der Trinkwasserversorgung und die Einhaltung der Vorgaben der EU-WRRL, insbesondere des mengenmäßigen Zustandes der Grundwasserkörper in Braunkohlegebieten, ab.

Der Sächsische Oberberghauptmann Herr Prof. Dr. Cramer führte durch den abwechslungsreichen Block 2 zu aktuellen Themen in der bergbaulichen Wasserwirtschaft. In Bezug zur Behandlung von bergbaulich beeinflussten Gewässern stellte dabei Herr Dr. Gebert (PSWP, Berlin) eine mögliche Einordnung eisenhydroxidhaltiger Sedimente bzw. Schlämme in das Rechtsgefüge des Kreislaufwirtschaftsgesetzes vor, welche mit Blick auf die mögliche Verwendung an Stelle einer Deponierung von hohem Interesse ist. Frau Kassahun (Wismut GmbH) betonte im Hinblick auf die Verbesserung der nachhaltigen Wasserbehandlung die Relevanz der Untersuchung von komplexen, mikrobiologischen Aktivitäten in gefluteten Uranerzgruben, um mittels biogeochemischer Prozesse unter anderem die Schadstoffmobilität und damit den Sanierungserfolg signifikant beeinflussen zu können. Von Frau Brünner vom Wasserzweckverband Weißwasser (Niederlausitz) wurde ein aktuelles Projekt zur bergbauunabhängigen Rohwassergewinnung zur Trinkwasserversorgung des Raumes Weißwasser/ Boxberg vorgestellt. Ein weiteres interessantes Projekt des Wassermanagements in Bergbaugebieten erörterte Frau Dr. Brömme (Ruhr-Universität Bochum), was u. a. die anfallenden Abwasser- und Grubenwassermengen in einem aktiven Tagebau-/ Untertagebaugebiet im Norden Vietnams untersucht.

Zurück in das Lausitzer Revier führte uns mit seinem Vortrag über die Anforderungen und Chancen eines Großraummodells Herr Dr. Hoth (TU Bergakademie Freiberg) im Block 3 „Applikation innovativer Techniken“ unter der Moderation von Herrn Prof. Dr. Scheytt (TU Bergakademie Freiberg). Es folgten Beiträge zu technischen und verfahrenstechnischen Entwicklungstendenzen der Horizontalfilterbrunnentechnik (Herr Dr. Daffner, UBV Umweltbüro GmbH Vogtland), Sonderanwendungen für Gütepumpversuche (Herr Dr. Giese, GFI GmbH Dresden) und Vor- und Nachteilen verschiedener Entwässerungstechnologien eisenhydroxidhaltiger Schlämme (Herr Dr. Uhlig, GIP GmbH Dresden).

Die Vortragsblöcke 4 und 5 „Fallbeispiele“ waren unter der Leitung von Herrn Dr. Eckardt (SMUL) und Herrn Prof. Dr. Weiß (UfZ GmbH, Leipzig) dem zweiten Veranstaltungstag zugeordnet, wobei ein Vergleich verschiedener Projekte in bergbaulichen Regionen und die Diskussion über die Erfahrungen mit verschiedenen Beispielen angestrebt wurde. Herr Metzger (RWE Power AG) erörterte die Übertragbarkeit der Erfahrungen mit der „braunen Spree“ auf das Rheinische Revier, wo der Bergbautreibende RWE ein unternehmenseigenes numerisches Großraummodell (Strömungs- und Transportmodell) betreibt. Die wasserwirtschaftliche Sanierung im Südraum Leipzig, die von Herrn Rößler (LMBV) vorgestellt wurde, konnte der Konzeptentwicklung zur Sanierung des Tagebaus Heide im Lausitzer Revier von Herrn Dr. Bilek (GFI GmbH Dresden) gegenübergestellt werden. Vernässungen im urbanen Bereich und die damit verbundene Wasserhaltung wurden sowohl von Herrn Dr. Werner (Emscher Wassertechnik GmbH) für das Ruhrgebiet als auch von Herrn Dr. Sommer (DGFZ e.V.) für ehemalige Steinkohlenbergbaugebiete im Erzgebirgsvorland unter die Lupe genommen. Während im ehemaligen Steinkohlebergbau durch Bergsenkungen kleinräumige Poldergebiete im Zwickauer Revier betrachtet wurden, wurde im Ruhrgebiet ein Regionalmodell aus 38 Teilmodellen aufgebaut, um den bergbaulichen Anteil an den Veränderungen der Grundwasserspiegel einzuschätzen. In beiden Fällen wurde jedoch deutlich, dass die Wasserhaltung in ehemalig bergbaulich genutzten Gebieten eine generationenübergreifende „Ewigkeits“-Aufgabe ist, die im Nachgang zur wirtschaftlichen Nutzung von natürlichen Rohstoffvorkommen entsteht. Grundwasserabsenkungen auf Basis einer fundierten Vorerkundung sind aber ebenfalls für die Umsetzung kleinerer Ingenieurbauprojekte erforderlich, was Herr Dr. Uhlig (GIP GmbH Dresden) am Beispiel einer solchen Baumaßnahme in Brandenburg betonte. Der Vortrag von Frau Dr. Weber (DGFZ e.V.) führte zurück nach Sachsen. Mit der Untersuchung der Anwendbarkeit von biologischen Wasserbehandlungsverfahren unter Nutzung verschiedener biogeochemischer Prozesse wurde eine Alternative zu etablierten chemisch-physikalischen Methoden eröffnet, die in einigen Fällen bei der nachhaltigen Aufbereitung von Grubenwässern wirtschaftlich eingesetzt werden kann. Zum Abschluss der Fachtagung gelang Frau Dr. Ullrich (Umweltamt Dresden) mit der Vorstellung des langjährig aufgebauten und erweiterten Grundwassermodells der Landeshauptstadt Dresden der thematische Kreisschluss unter dem Motto der diesjährigen Dresdner Grundwassertage. Die Landeshauptstadt, an der launenhaften Elbe gelegen, besitzt mit dem hydrogeologischen, neunschichtigen Strömungsmodell ein wertvolles Werkzeug, vorrangig um innerstädtische Baumaßnahmen abzusichern, aber auch um Prognosen für den Hochwasserfall und in Trockenzeiten zu erstellen.

Eine fachliche Ergänzung der Vorträge der Dresdner Grundwassertage 2019 wurde mit der Exkursion ins Lausitzer Bergbaurevier angeboten, die in enger Kooperation mit der LMBV über die Bedeutung der Bergbaufolgeseen für die Niedrigwasserbewirtschaftung informierte. Auf dem Wasserweg wurden von Senftenberg nach Geierswalde das 2018 durch den niedrigen Wasserstand eingetretene Setzungsfließen im Senftenberger See, die fortgeschrittenen wasserbaulichen Maßnahmen am Überleiter 12 und 9 sowie die Sanierung des Partwitzer Sees und die touristische Nachnutzung des Geierswalder Sees erörtert.

Eine ausführliche Dokumentation der Fachbeiträge ist auch diesmal in den Proceedings des DGFZ e.V. (ISSN 1430-0176) vorgesehen. Die Veröffentlichung erfolgt im Herbst 2019.

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